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Pünktlich um 18:00 Uhr stehen die belgischen Grindcorer von ABORTED auf der Stage des Theaters. Und die haben so richtig Lust auf die Sache. Das steckt von Sekunde null sofort an. Fronter Sven de Caluwe sprintet auf der Bühne hin und her, als würde er heute sein privates Sportabzeichen machen wollen. Bass und Gitarre sind im Hintergrund voll mit dabei und drücken den Sound gepresst nach vorne; eine Wucht, mit der am frühen Abend wohl keiner hier so wirklich gerechnet hat. Sofort bildet sich der erste amtliche Pit des Abends. De Caluwe hat die Menschen unter Kontrolle und will spielen – eine Animation wie am Urlaubspool, nur ohne Pool und ohne Poolnudel. Das Ganze mit perfekt abgemischtem Sound und verdammt gut getimter Lightshow. Immer wieder fordert er die Menge auf: „Bang your heads!“ und das muss man hier keinem zweimal zuschreien. Es ist 18:30 Uhr und Hamburg feiert. Das Wegebier ist längst ausgeschwitzt, als sich ABORTED nach knapp 40 Minuten Setlist von der Bühne verabschieden und den Staffelstab an SOILWORK abgeben. 

Zeit für Swedish-Melodic-Death-Metal. Mit ihrem aktuellsten Album „Death Resonance“ im Gepäck wird der Masterplan des Abends, die Menge fertig zumachen, weiterverfolgt. Hier und da sind einige Einbrüche im Publikum zu vermelden. ABORTED haben Opfer gefordert und der ein oder andere nutzt die gute, solide Show von SOILWORK dann doch noch mal um den Flüssigkeitshaushalt etwas zu regulieren. SOILWORK liefern sauber ab. Der Gesang von Björn Strid fegt eindringlich in die Massen und heizt den immer wieder größer werdenden Kessel verrückter Metalfreunde weiter ein. Zeit zum Luftholen bleibt hier wenig. SOILWORK brettern sich die Seele vom Leib und sorgen dafür, dass die Kutten weitere Schweißflecken tragen. 

Es wuseln immer mehr Menschen im Theater umher. Die Stimmung baut sich langsam und stetig auf, Spannung steigt. Next Stop: SEPULTURA. Draußen beim „Frische-Luft-Tanken“ noch schnell die Standarddiskussion geführt: wie sehr man die Zeit mit Max Cavalera mochte, aber die Ära Green doch auch sehr viel kann, bevor die ersten Töne von „Machine Messhiah“ dem neuesten Werk von SEPULTURA erklingen. Vor der Bühne ist jetzt Halli Galli vom Feinsten angesagt. Green präsentiert sich charismatisch und stark wie eh und je. Der Sound sitzt, die Stimmung auch. Hamburg lässt die Haare kreisen und somit landen davon auch einige in Bierbechern. Diese wiederum fliegen bei 'Phantom Self' in die Menge – Bierduschen, geht immer. Green freut sich sichtlich über jede Hand, die hochschnellt, jede Pommesgabel, die sich hochreckt und fragt nach den ersten Tönen sehr deutlich auf deutsch, „ob es allen gut gehen würde.“ „Sepultura“-Rufe sind die Antwort und Green genießt es sichtlich, um kurz darauf wieder wie ein Fels in der Brandung dazustehen und die Töne des nächsten Songs einzugröhlen.

Pinto, Kisser und Casagrande geben rhythmisch Vollgas und bringen mit groovigen Zwischentönen die Horde zum Tanzen. Mit den Oldschoolklassikern wie 'Roots bloody Roots' und 'Ratamahatta' ist dann alles vorbei. Das Theater kocht. Die ersten Reihen vor der Stage haben längst einen soliden Pit gebaut, Crowdsurfing inklusive. Alles schwitzt, alles feiert. Wer sich jetzt noch langweilt, ist auf der falschen Veranstaltung gelandet. SEPULTURA liefern ihren Gig auf qualitativ hohem Niveau und extrem sympathische Weise ab – das kommt an. Bei den letzten Tönen von Green hat man allerdings das spontane Bedürfnis, eine Tüte Hustenbonbons nach oben zu werfen, da das Ganze zum Ende hin doch recht arg kratzig wirkt. Schließlich verlassen sie mit einem Grinsen nach 60 Minuten die Bühne und lassen haarige Menschen mit eben diesem Lächeln zurück.

Dieses Lächeln wird final immer breiter, als endlich KREATOR als Schlusslicht des Abends die Bühne komplett einnehmen. Der Opener 'Hordes of Chaos' pumpt Adrenalin in alles, was seine Haare schütteln kann und die Konfettikanone pumpt Papierschnipsel in die Menge. Auch jetzt hat es der Letzte auf den Rängen sitzend begriffen: Ja, das ist Metal und ja, ich darf mich bewegen. KREATOR sind "in the house" und bereit für den Abriss.

On Stage wird bekanntlich alles aufgefahren, was irgendwie geht. Leinwände mit Videosequenzen oder Flammenmotiven, die jeden einzelnen Track noch zusätzlich untermalen und Stimmung erzeugen, Feuerschalen, dazu ein Lightshowgewitter par excellence. Hier ist ohne Frage gerade der Headliner auf der Bühne. „Mille“ Petrozza fordert alle zum Mitmachen und Genießen auf, was einstimmig Anklang findet. So entstehen Gänsehautmomente, Metalliebe pur. Von 'Satan is real' über 'Phantom Antichrist' scheppern sich KREATOR grandios durch ihr aktuelles Top-Album, lassen aber auch alte Nummern nicht links liegen. Das Publikum perfekt im Griff, darf dabei natürlich die wahre und, an diesem Abend einzige, Wall of Death nicht fehlen. Wer blaue Flecken findet, darf sie behalten. KREATOR liefern an diesem feuchtfröhlichen Abend drei Zugaben und lassen die klitschnassen Metalkutten erst wieder nach dem obligatorischem 'Flag of Hate' wieder raus in die kalte Luft.

Beim Strom nach Draußen hört man folgenden Satz: „ Alter, was war das für ein Paket heute!“ Das kann man echt so stehen lassen. Das Päckchen was sich KREATOR, SEPULTURA, SOILWORK und ABORDET da als Tour-Kollektiv geschnürt haben, ist nicht zu verachten. Gut aufeinander eingespielte Abläufe, alles gegeben, alles erreicht. Ich würde mich stark wundern, wenn heute so jemand, wie der „Donnerstags-Thorsten“ in seiner Metalkutte traurig nach Hause gehen würde. Danke. Es war schön mit euch.

Written by  Jeanette G.-Preuss
Alle Fotos von Marc Schallmaier ©

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