SPIRITS OF METAL 2024 mit BÖMBERS, BLOOD FIRE DEATH, SPEARHEAD, CELTIC FRONT & VERSIFEX @ Annaberg-Buchholz, Turnhalle Talstraße – 09.03.2024
An diesem Samstagnachmittag geht’s auf ins tiefe Erzgebirge nach Buchholz, wo die Damen und Herren Veranstalter von In Aeternum zum SPIRITS OF METAL gerufen haben.
Da die als Lokalität geplante Festhalle seitens der Stadt nicht mehr zur Verfügung steht, hat man das Event kurzerhand in eine Turnhalle auf der Talstraße verlegt. Und diese ist ordentlich gefüllt, denn die Veranstaltung ist schon länger ausverkauft. Grund dafür ist die Auswahl der geladenen Coverbands. Diese beschwören einerseits musikalische Vorbilder, die heute in dieser Form nicht mehr existent oder im Fall von Bathory gar nie live- haftig in Erscheinung getreten sind. Kein Mensch braucht ein Cover einer noch existierenden, präsenten Truppe. Andererseits kommt noch hinzu, dass es sich um richtig gute Vertreter ihrer Zunft handelt, die live richtig Spaß machen und ordentlich Arsch treten. Demnach weniger Cover – sondern viel mehr Tribute mit Herzblut!
Den heutigen Abend eröffnen dürfen die Newcomer von VERSIFEX, welche gleich um die Ecke, aus dem Ort Elterlein stammen und sich vor zwei Jahren als Band zusammengefunden haben. Neben Coverversionen u.a. von Metallica werden auch zwei eigene Lieder zum Besten gegeben. Als nächstes ist die Celtic Frost Tribute Band CELTIC FRONT an der Reihe und eröffnet das Set mit dem „To Mega Therion“ Doppel ‚Innocence And Wrath/ The Usurper‘. Der Fronter hat optisch durchaus Ähnlichkeit mit Tom G. Warrior und auch musikalisch machen die drei Herren einen guten Job. Der Sound ist differenzierter als noch bei VERSIFEX und die Reihen der Halle füllen sich nach und nach. Die dreiviertel Stunde Spielzeit ist gespickt mit Frost Klassikern wie ‚Dethroned Emperor‘ oder ‚Necromantical Screams‘. Bei ‚Into The Crypts Of Rays‘ zieht man das Tempo an, was vom Publikum mit wohlwollendem Headbangen quittiert wird. ‚Circle Of The Tyrants‘ darf natürlich nicht fehlen und als Rausschmeißer packt man abschließend nochmal ganz tief in die Mottenkiste, um den Hellhammer Klassiker ‚Masscara‘ runterzuholzen. Ugh!
Gelungener Gig, der jedoch getoppt wird, von dem was da mit dem Panzer anrollt. Und das ist der War Master höchstpersönlich. SPEARHEAD, die sympathischen Bolt Thrower Manicas aus Hannover geben sich die Ehre. Wie Sänger Johannes beim kurzen Schwatz vorm benachbarten Edeka beim Kauf seines fleischlosen Abendessens (nix für Vegetarier backstage im Osten- ha ha) berichtet, hat er heute mit einer sich anbahnenden Erkältung zu kämpfen. Auf der Bühne merkt man davon allerdings wenig, im Gegenteil – mit seinen vier Mitstreitern nimmt er ordentlich Fahrt auf, was für frenetischen Jubel und eine ausrastende Meute sorgt. Der Sound ist nicht optimal, jedoch stört das keinen hier im Rund. Unsterbliche Granaten wie ‚For Victory‘, ‚No Guts No Glory‘, ‚Powder Burns‘ und natürlich ‚The IVth Crusade‘ schlagen ein wie Granaten. Die Band hat enorm Spaß an dem, was sie da zelebrieren und kriegen ob der Publikumsreaktionen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der Schwerpunkt des Sets liegt mit drei bzw. vier Songs auf „Mercenary“ und „Those Once Loyal“. „We will remember Bolt Thrower forever!“ schreit Karl aka Johannes ins Mikro und nach dem abschließenden ‚When Cannons Fade‘ kann man einen Sieg auf ganzer Linie verbuchen. Auch später am Abend sieht man die Bandmitglieder immer noch gut gelaunt grinsend durchs Publikum stapfen.
Anschließend folgt mit BLOOD FIRE DEATH ein Kontrastprogramm zum Dampfwalzen- Death Metal SPEARHEADs, welches jedoch nicht minder begeistert. Die Bathory Tribute Band aus dem Raum Karlsruhe trifft genau den Nerv des oldschooligen, Black Metal- affinen Erzgebirgs-Publikums. Auch wenn es nach eigener Aussage scheiße ist, einen Bathory Set für nur eine Stunde zusammenzubauen, scheint die getroffene Auswahl genau die richtige gewesen zu sein. Der Bogen wird vom pathetischen Viking Metal der „Hammerheart“ bzw. „Twilight Of The Gods“ Phase, hinab zu älteren harschen Schwarzwurzel Prototypen und wieder zurück gespannt. Der Einstieg in den Set erfolgt mit ‚Twilight Of The Gods‘ mit Akkustikgitarre und ganz viel Publikumsunterstützung bei den Chören. Der klare Sound und die klasse Performance der sechs Herren wissen zu begeistern. Nach ‚Father To Son‘ schlägt man mit dem zweiten Teil von ‚A Fine Day To Die‘ derbere Töne an. Es folgen ‚Woman Of Dark Desire‘ und ‚13 Candles‘, bevor man sich mit ‚Gods Of Thunder Of Wind And Of Rain‘ das „Blood On Ice“ Album vornimmt. Ganz große Gänsehaut kommt beim folgenden ‚Song To Hall Up High‘ auf, bei denen sich auch die härtesten schwarzbekutteten Recken in den Armen liegen und kräftig mitsingen. Natürlich darf ‚One Rode To Asa Bay‘ nicht fehlen und mit dem hochmelodischen ‚The Lake‘ beendet man einen mehr als gelungenen Streifzug durch Quorthons Vermächtnis.
Nach BLOOD FIRE DEATH wird es etwas leerer in der Halle, was zum einen daran zu liegen scheint, dass viele Anwesende hauptsächlich wegen eben diesen oder SPEARHEAD den Weg nach Annaberg-Buchholz angetreten haben und zum anderen auch etwas an der Promille, die ob des langen alkoholseligen Abends bei dem einen oder anderen für beachtliche Schlagseite, sowie einige Spontanabbrüche der Motorik verantwortlich ist. Aber das tut gar nix zur Sache, denn ein Highlight steht noch an. Denn die BÖMBERS sind geladen. 1996 in Bergen von drei alten Freunden mit derselben Leidenschaft für Motörhead als ultimative Tribute Band mit Fokus auf die ersten Alben ins Leben gerufen, haben Drummer Pez, der ehemalige Old Funeral Gitarrist Tore Bratseth und niemand anderes als Black Metal Legende Abbath himself heute den Weg ins Erzgebirge angetreten. Letzterer mimt dabei ungeschminkt den Lemmy und ist bereits beim Soundcheck begehrtes Fotomotiv und sichtlich gut aufgelegt. Der Sound macht so einige Sperenzchen, ist sehr laut und etwas übersteuert, was aber irgendwie dazu passt. „Wir werden sehen, wie es anläuft“; beendet Abbath den nicht ganz optimalen Check um dann mit „We are BÖMBERS – and we play Rock and Roll, too“ und ‚Ace Of Spades‘ als Opener einen 20 Songs umfassenden schweißtreibenden Gig aufs Parkett zu zimmern. Die drei wirkend dabei nicht immer hundertprozentig eingespielt, etwas unsauber an manchen Stellen – aber hey: genau das macht doch die rotzig- punkigen ersten Motörhead Alben erst aus. Und eins sind die drei Norweger dabei – authentisch, sympathisch und ziemlich nah am Original. ‚Jailbait‘, ‚Stone Dead Forever‘, ‚Over The Top‘, Iron Fist‘, ‚Back At The Funny Farm‘ – die Liste der Klassiker ist schier unendlich. Mit dem uralten Schinken ‚Keep Us On The Road‘ probiert man gar einen „new song“. Ordentlich Fahrt nimmt die kleiner gewordene, aber ziemlich aufgedrehte verbliebene Meute vor der Bühne im Folgenden nochmal mit ‚Damage Case‘ und ‚We Are The Road Crew‘. Tore Bratseth darf dann bei ‚Motörhead‘ das Mikro übernehmen, bevor man den sichtlich fix und fertigen Drummer Pez schließlich mit ‚Bomber‘ und ‚Overkill‘ erlöst. Doch halt, nicht ganz – ‚Rock And Roll‘ gibt’s als Finale noch obendrauf, bevor man die Bühne verlässt.
Fazit: Ein langer, aber toller Abend mit hochkarätigen Bands, die ihre Vorbilder würdig vertreten haben. Das Ganze verdient definitiv eine Neuauflage.
Patrick Steinbach