Da „I Hear Black“ am neunten März 30 Jahre alt wird, gibt es konkrete Überlegungen das 21 Jahre nicht mehr Live gespielte `Spiritual Void` wieder in die Setlist zu packen. Blitz mag das Werk immer noch, denkt aber das drei Monate mehr Ausarbeitungszeit nötig gewesen wären, um noch mehr aus dem Potential der Sessions herauszuholen, Drumparts zu ändern und die Songs etwas zu straffen. „Ansonsten wird `Scorched` ziemlich sicher in der Tour-Setlist sein. Weitere mögliche neue Songs sind das bereits in Overhausen gespielte `Wicked Place` oder auch `The Surgeon` bzw. `Twist Of The Wick`. Musikalisch ist `Wicked Place` einer meiner Favoriten. Ich bin mit altem Britischen Rock und Proto-Metal, noch bevor von NWOBHM die Rede war, aufgewachsen. Dieser Track hat ein wenig diesen Blues-Vibe. Es fühlt sich an wie eine Jugend-Injektion“, lacht der Ami. `Goin Home` ist musikalisch sein zweiter Favorit, da Arrangement und Gesang etwas ganz Anderes sind man es von OVERKILL erwarten würde. „`Bag O Bones` war einer der ersten Stücke, zu dem ich den Text hatte. Es ist eine fiktionale, schwere und doch positive Geschichte. In abstrakter Weise macht jemand eine Reise, bleibt immer in Bewegung um sich gut zu fühlen. DD nannte den Song bei seinem Demo „last one“. Für ihn war klar, dass er vor allem bzgl. Rhythmus und Stimmung aus der Reihe tanzt und deshalb am Ende des Longplayers stehen sollte. Das `Twist Of The Wick` und `Wicked Place` hintereinanderstehen, war zunächst Zufall. Wenn Du die Tracks Live hintereinander spielst, lässt sich „Twist Of The Wicked Place“ daraus machen und ich mag so was“, lacht der Ausnahme-Musiker. Da seine Texte während Covid teilweise ungewollt düster und negativ ausfielen, schrieb er diese teilweise mehrmals um. „Von `Scorched` gibt es drei Versionen. Die ersten beiden sind düster und die Gesangslinien eher Thrash. Die finale Version welche auf dem Album gelandet ist, hat mehr positive Energie und Rock-Vibes. `Goin Home` hatte ursprünglich einen ganz anderen, dunklen Chorus. Irgendwann letzten Sommer saß ich zu Bier und Barbeque alleine auf meiner Terrasse – und plötzlich floss etwas ganz Anderes aus mir heraus. So nach dem Motto, wenn Du in tausend Teile zerbrichst, muss diese auch wieder jemand zusammensetzen. Der Song an dem ich wirklich bis kurz vor den finalen Gesangsaufnahmen rumschrieb war `Twist Of The Wick`. Weißt Du eigentlich das „Wick“ auch ein Ausdruck für den Gasgriff eines Motorrades ist?“, fragt Blitz. `Know Her Name` wirft einen abstrakten Blick auf eine Politikerin. „Als Andeutung nenne ich die Freiheitsstatue. Ich singe Schlagworte wie „keeps you warm“, „wrap my arms around“ und „hold tight until my enemies are gone“. Es gibt in den USA politische Bewegungen, welche sich gegen unsere individuelle Freiheit stemmen. Ähnliche Elemente zu diesem Thema finden sich auch in `Fever`, wo Schlagworte wie „hold on – spirit free“ und „from birth to death – hold on dying breath“ vorkommen. Big brother is watching you! `Harder They Come` ist hingegen einer der OVERKILL-typischen Thrasher. Textlich dreht es sich um Dominanz. Eine Person verbiegt sich anhand ihres Glaubens und der Überzeugung nicht. Stand tall! Die Person hat eigene Regeln und Prinzipien – lebt ihr Leben danach. Dies ist eine einzigartige Form der Stärke. Ob dies auf Spiritualität, Physischer- oder Intellektueller Kraft basiert, ist unerheblich. Ein Mensch dieser Sorte ist aufgrund seiner Überzeugung hart umzuhauen“, erläutert Mr. Ellsworth.
Das Cover Artwork zeigt zwei gleich und symmetrisch aussehende, mit Fledermaus-Flügeln versehene Chaly-Schädel. Sie sind gleich aber hassen sich – und stehen im unteren Teil beide in Flammen. „Die Basis-Idee des Bildes das wir zu Beginn hatten, basiert auf ein ewiges Leben darstellendem Ouroboros Schlangensymbol. Dieses wurde geöffnet bzw. „separiert“. Als DD mir später das erste Demo der Platte schickte, hatte `Scorched` noch den Namen „The Opener“, weil für unseren Tieftöner musikalisch klar war das der Song auf die Pole Position sollte. Im Refrain fügte DD als Idee solche „ohohoho“ Parts ein, die mir nicht gefielen und ich nicht mehr aus dem Kopf bekam. Deswegen legte ich den Track bzw. meinen Part erst mal beiseite und kümmerte mich um andere Songs. Irgendwann klickte es dann und ich nahm ein Demo des Chorus auf. Damit war dann der Albumtitel geboren. Erst zu diesem Zeitpunkt flossen die Flammen mit in den Entwurf des Cover-Artworks ein. Für den Fall dass es unser letztes Album sein sollte, fand ich die Idee cool mit „Feel The Fire“ zu starten und „Scorched“ aufzuhören“, findet der Biker. Der Tod von Ex-Klampfer Sebastian Marino am ersten Januar dieses Jahrs traf Bobby auch aus heiterem Himmel. „Wir hatten mit seiner Firma Audio Images Sound & Lightning Inc. in Rochester, NY bis „The Grinding Wheel“ immer zusammengearbeitet. Er wurde gerade mal 57 Jahre alt und ich war darüber sehr geschockt. Es ist schon auffällig, dass in den letzten 2-3 Jahren sehr viele Männer in ihren 50igern an Herzleiden sterben. Nein ich verfalle keiner Paranoia oder Verschwörungstheorie, aber man fragt sich dann manchmal schon ob diese Impfungen wirklich so unbedenklich waren. Die Statistik der Lebenserwartung für Männer geht seit Covid deutlich nach unten. Und das, obwohl Krebs und andere schwere Krankheiten im Jahre 2022 besser als je zuvor behandelbar waren“, gibt sich Bobby nachdenklich. Dass die Lockdowns und Isolation von Menschen aber auch andere physische als auch psychische Krankheiten begünstigt haben könnten, lässt er ebenfalls mit gelten. Über politische Themen redet Bobby in Interviews meist nicht so gerne. Zum Thema Russland-Ukraine Krieg kann er sich aber dann doch nicht ganz zurückhalten. „Dieser Krieg ist ja weit mehr als Politik. In diesem Fall würde ich mich eben genau freuen, wenn Politik und Verhandlungstisch wieder in den Vordergrund rücken würden. Aber hier gibt es seit längerem keine brauchbaren Ergebnisse. Natürlich fühle ich mit der angegriffenen Ukraine. Aber Amerika hat diesen Krieg nun trotz schwieriger finanzieller Lage schon sehr lange für die Ukraine mitfinanziert. Aktuell geht es Selenskyj leider primär darum, wie viel Militärgerät diverse Länder als nächstes liefern. Im Fall der USA waren es zuletzt die 31 M1 Abrams Panzer. Sein Fokus sind ausschließlich militärische Ziele, nicht der Verhandlungstisch. Das finde ich nicht gut“, bezieht der Sänger klar Position.
Markus Wiesmüller