Sänger und Bandleader Neso meldet sich aus der serbischen Hauptstadt Belgrad und verrät gleich zu Beginn, dass der Anfang des Jahres veröffentlichten EP „Bombarder III“ bald ein neues Album folgen wird, welches voraussichtlich noch 2023 via Grom Records erscheinen wird. Gerade eben wurden die Aufnahmen dafür abgeschlossen. „Zudem werden wir bei vielen Sommerfestivals in Erscheinung treten, das wird höllisch geil!“
BOMBARDERs Geschichte begann in der Post-Tito-Ära. Die Band stand die schlimme Zeit der erwähnten Jugoslawienkriege von 1991 bis 2001 durch und ist auch heute noch eine feste Größe der einheimischen Szene. „Ja, wir waren von Beginn an mit dabei. Das waren hier damals verdammt gute Zeiten voller wilder Energie und positiver Entwicklung im extremen Metal! Aber dann fing der beschissene Krieg an und über Nacht veränderte sich alles, viele Aktivitäten wurden gestoppt und die Leute drehten kollektiv durch. Was folgte waren Tod, Zerstörung und Elend… für was? Für Politiker und die beschissene Religion. Das alles ist so traurig und verdammt dumm, scheiß Krieg! Unser alter Gitarrist Maho Šiljdedić fiel auf dem Schlachtfeld…“
Durch die jüngst wieder aufflammenden Konflikte zwischen Kosovo-Albanern und Serben wird der Welt wieder bewusst, dass das ehemalige Jugoslawien nach wie vor ein politisch-religiöses Pulverfass ist, welches jederzeit Gefahr laufen könnte, sich zu entzünden. „Der Kosovo ist aus vielerlei Gründen ein schwieriges Kapitel. Wir hassen all diesen Mist und wollen keine kostbare Zeit mit verfickter Politik verschwenden! Was dort passiert, kann in etwa mit dem verglichen werden, was gerade in der Ukraine abläuft. Das sind alles politische Spiele weltweiter Machtausübung durch verrottete, korrupte Politiker.“
Dass sich die angespannte Situation und der Krieg in ihrem Heimatland auf die Texte BOMBARDERs direkt auswirkte, kann Neso so allerdings nicht bestätigen. „Selbst wenn wir nicht im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen wären, würden wir derartige Lyrics verfassen. Wir verabscheuen schlichtweg generell menschliche Heuchelei zutiefst! Die alten BOMBARDER-Texte wurden in Friedenszeiten geschrieben, gingen jedoch in eine ähnliche Richtung. Irgendwo gibt es in der Welt doch immer Krieg, richtig? Manche sagen heutzutage, dass nur ein bestimmter Krieg wirklich wichtig ist. Dem stimme ich nicht zu, denn alle Kriege sind schlecht, und es ist wichtig, dass alle diese Konflikte aufhören! Politiker, die an der Macht sind, denken aber leider nicht so, also fick sie alle! Arme, normale Leute sterben, Politiker schlagen daraus Profit, das war und ist überall und immer dasselbe!“
Sämtlichen Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen zum Trotz haben sich BOMBARDER immer wieder aufgerafft und sind sich und ihrem Weg treu geblieben. „In den Anfangstagen der Band gab´s noch keinen Krieg, damals spielten wir Unmengen an Konzerten überall in Jugoslawien und hatten wirklich eine gute Zeit! Später in den 90ern wurde die Situation natürlich schwieriger. Aber wir hielten durch und überlebten selbst diese Krisen, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern!“
Da Jugoslawien einst nicht hinter dem nahezu hermetisch abgeschirmten Eisernen Vorhang war, bekamen die dortigen Fans und Musiker auch mehr von internationalen Künstlern mit. „Wir hatten Plattenläden, und Bands aus dem Ausland veröffentlichten lizensierte LPs sowie Kassetten ihrer Alben hier, insofern war das schon alles ziemlich in Ordnung.“
Im Laufe der Zeit siedelten BOMBARDER von Sarajevo, das während des Krieges in den 90ern komplett zerstört wurde, nach Belgrad um. „Ja, ich verließ Sarajevo, weil das nach dem Krieg einfach nicht mehr dieselbe Stadt war! Dort passierten viele schlimme Dinge, und ich wollte einfach nicht mehr dort bleiben.“
Angesprochen auf die gegenwärtige Szene Belgrads verweist Neso auf die Fülle an „mörderisch guten“ Gruppen aus den Bereichen Metal, Punk und Hardcore. „Viele von ihnen touren durch ganz Europa. Zudem gibt´s bei uns mehrere großartige Clubs, in denen Formationen aus der ganzen Welt auftreten. Novi Sad hat auch eine aufregende Szene, dort gibt´s ebenfalls coole Veranstaltungsorte und in beiden Städten natürlich auch einige geile Plattenläden!“
Konflikte politischer oder religiöser Art gehören laut Janković in Belgrad nun jedoch der Vergangenheit an. „Welche Konflikte? Belgrad hat drei Millionen Einwohner und es kommen Unmengen an Touristen aus aller Welt zu uns. Das ist eine Party-Stadt mit einer einzigartigen Atmosphäre. Es gibt viele Clubs und 24 Stunden am Tag sowie 7 Tage die Woche Action! Kommt doch mal zu uns und überzeugt euch selbst!“
Dass Serbien, das heutige Heimatland BOMBARDERs, seit jeher sowie nach wie vor gute Beziehungen zu Russland unterhält, ist eine Tatsache, die im Westen nicht gerade gerne gesehen wird. „Diese beiden Länder sind historisch gesehen eng miteinander verbunden. Serbien will lediglich für niemanden Partei ergreifen und sich aus allem raushalten, scheiß Krieg! Und wir sind naturgemäß gegen all den verdammten NATO-Abschaum, der Serbien 1999 bombardierte und viele Menschen hier tötete. Sie sind die wahren Nazis und Kriminellen!“ Diese Äußerung eines in Serbien lebenden Musikers lassen wir an der Stelle mal unkommentiert.
Mit einem sehr ernsten und kontroversen Thema lassen wir´s mit der Politik gut sein und wenden uns abschließend noch etwas der Musik zu: Was eigentlich gar nicht geht, ist die Tatsache, dass BOMBARDER bis dato noch nie in Deutschland aufgetreten sind, und das trotz einer 37-jährigen Bandhistorie. Man kann nur hoffen, dass sich mal ein Veranstalter erbarmt und diese Killertruppe in hiesige Breitengrade holt, zumal die frühen Aufnahmen der Formation auch bei teutonischen Insider-Bangern einen hohen Stellenwert genießen. Zur Ehre gereicht der Band bereits, dass einst sogar Nifelheim den Track ´Speed Metal´ von BOMBARDERs kultigem Debüt „Speed Kill“ coverten. „Ja, du hast recht, in Deutschland haben wir noch nie gespielt. Aber natürlich wären wir daran interessiert, mal bei euch aufzutreten. Sollten Promoter Interesse daran haben, kontaktiert bitte Grom Records und wir handeln sicherlich einen Deal aus!“
Die letzten Worte gehören Neso: „Danke für eure Unterstützung und die netten Worte! Keep It Metal, haltet euren Geist wach und lasst nicht die verdammten Medien eure Gehirne korrumpieren! Hasst Politik, hasst Religion, denn das sind die wahren Krebsgeschwüre dieser Welt!“