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Ist Donald Trump mit seinem Verhalten nicht die Gallionsfigur schlechthin für menschenfeindlichen Black Metal – auch wenn sich bei seiner Amtseinführung ein „Meer der Liebe“ ergriffen vor ihm teilte? „Eine schwierige Frage, der ich ein Statement voranschicken muss: Ein Klimawandelleugner mit kreationistischen Tendenzen, der komplett mit dem technologischen Fortschritt von 2017 (Era Vulgaris) auf Kriegsfuß steht, führt eine der größten Nationen der Welt? Großartig, wirklich fantastisch. Was haben sich die Leute dabei gedacht? Nachdem das gesagt ist: Er wurde gewählt, weil das Establishment annahm, es könne tun, was es will und statt Sanders Clinton pushen. Trump und Clinton waren die Garantie dafür, dass die Menschen genau so verarscht w erden, wie sie von allen bisherigen Präsidenten verarscht wurden – und bis das Establishment diese Lektion lernt, wird es immer so weiter gehen. Trump war nicht erste Wahl, weil er der beste oder vielversprechendste Kandidat war, sondern er war eine Protestwahl jener, die es satt hatten, nicht gehört zu werden. Also eine Wahl jener, die diesen wachsenden Political Correctness-Wahn über hatten und nicht zu 100 % mit den PC-Vertretern übereinstimmten, die sich lieber um Trigger-Warnungen und Safe Spaces als um die Armutsbekämpfung gekümmert haben. Diese Menschen waren es leid, ihre Hoffnung in einem System zu verlieren, welches wahre demokratische Macht einbüßt. Ob es die richtige oder falsche Entscheidung war, ist an diesem Punkt irrelevant. Ich bin mit Trump nicht glücklich, wäre es aber auch mit Clinton nicht geworden. Beide sind verachtenswerte Stücke Scheiße. Trump fokussiert sich auf Muslime in den USA, Clinton hätte dafür gesorgt, dass der Mittlere Osten ein unstabiler Nährboden für Extremismus geblieben wäre. Dieselbe Scheiße, nur eine andere Partei.“

Gunter von Ancient Rites, musikalisch für Dennie früher von großer Bedeutung, verfolgt als flämischer Separatist vor allem bei seiner Oi-Band Lion’s Pride eine politische Agenda. „Weißt du was? Politische Themen zu diskutieren, ist wie die Hand in ein Wespennest zu stecken und zu erwarten, dabei Honig zu finden. Das Resultat ist, dass du extrem häufig gestochen wirst, aber immer noch hungrig bist, weil du es besser bei einem Bienenstock versucht hättest. Unser Standpunkt in dieser Frage? Wir haben keinen. SAILLE ist eine strikt unpolitische Band. Wir sind fünf Individuen, die alle ihre eigenen, verschiedenen Ideen haben, warum vieles in Belgien den Bach runter geht. Heißt das, wir kümmern uns nicht um das, was um uns herum geschieht? Nein, aber die Aufgabe von SAILLE ist es, den Hörer über andere Themen als politische zu erleuchten.“

Zu den Dingen, die in Belgien nicht so gut laufen wie beispielsweise im Nachbarland, gehören die Kulturetats. „Da haben die Dutchies wirklich Glück, ihre Konzerthallen sind exzellent, die Festivals oft finanziell von den Kommunen mitfinanziert, und die Bands werden auch unterstützt. Die Ausganslage hier war schon schlecht, und die letzten Jahre wurden die Budgets weiter beschnitten. Selbst wenn man uns Geld für ein Orchester-Konzert zur Verfügung stellen würde, wäre mir eine Investition ins Touren lieber. Die Realität für Bands ist hart und teuer, spezielle heute, da Talent nicht mehr ausreicht. Das ist die traurige Wahrheit.“

Bei ‚Blôt‘ erleuchtet erneut Gastsängerin Niki das Dunkel der Musik. „Niki Dierickx ist eine freischaffende Gesangslehrerin, die sich Siduri nennt. Sie ist mit unserem Drummer Kevin verheiratet, sie hat also schon eine geballte Ladung von unserer sonstigen Gesangsdarbietung in ihrem Leben ertragen. So weit ich weiß, hat sie derzeit keine feste Band, tritt aber immer wieder als Gast in Erscheinung. Was sie singt, hat keine wörtliche Bedeutung, es ist pure melodische Schönheit und wurde von ihr selbst erarbeitet. Genau so ist es perfekt.“

Beim Vorgängerwerk „Eldritch“ steuerten die Kollegen von Winterfylleth professionell gesprochene Zeilen bei. „Wir trafen vor Jahren auf dem Graspop-Festival aufeinander und waren wechselseitig von unseren Performances beeindruckt. Von da an hielten wir den Kontakt, spielten eine Mini-Tour im Vereinigten Königreich und auch einige gemeinsame Gigs auf dem Festland. Großartige, bodenständige Jungs und eine der am härtesten arbeitenden Bands, die ich kenne. Hoffentlich teilen wir bald wieder die Bühne. Sollten wir einen Song von ihnen für eine Split-Single covern, wäre die Wahl extrem schwer. Sie schreiben einen Smash-Hit nach dem anderen. Ich würde mich für den ersten Teil von ‚The Wayfarer‘ entscheiden, und das epische Riff um Minute drei in einen rituellen Ambient-Part mit derselben Melodie als entferntes Echo münden lassen. Also einen norwegischen Sound der frühen 1990er, um das Stück danach mit voller Kraft wieder Fahrt aufnehmen zu lassen.“

Oft bezeichnet ein ‚Magnum Opus‘ ein besonders episches, aus vielen Akten bestehendes Werk. Auf „Gnosis“ wird so das kürzeste Stück des Albums, dazu noch ein Instrumental, bezeichnet. „Diese Definition engt die eigentliche Bedeutung zu sehr ein. Es geht um das größte kompositorische Werk eines Künstlers, ganz egal, wie lang das Stück auch ist. Es ist außerdem ein Begriff aus der Alchemie und bezeichnet den Fortschritt bei der Erschaffung des Steins der Weisen. Diese Komposition ist eine Einleitung zu ‚1904 Era Vulgaris‘. Crowley sagte, dass jedermanns persönliches großes Werk, der thelemische Pfad, das Hauptziel im Leben sein solle, dem sich alles unterordne. Mit der Komplettierung davon kommt die ultimative Erleuchtung.“

‚Thou, My Maker‘ basiert auf dem Dialog zwischen Frankenstein und seiner Kreatur während der Reise zu den britischen Inseln. „Aber das Schicksal hat daraus einen Monolog gemacht. Die Kreatur erklärt ihrem Erschaffer, dass dessen Intention nicht böswillig war und er voller Liebe geboren wurde, aber die Verachtung der Menschen ihn verändert hat. Frankenstein ist hier ein moderner Prometheus, das würde ihn Satan ähnlich machen. Seine Kreatur beschwört ihn auf eine bizarre Weise, da sie die Oberhand hat. Was meinen eigenen Weg anbelangt, so ist das einzige was ich weiß, dass ich mich als Luziferianer verstehe. Erleuchtung ist der Schlüssel, und Luzifer ist das Licht der Welt, philosophisch oder theistisch. Mein Pfad ist noch weitgehend unentdeckt, und ich werde mich bis zum Ende meines Lebens noch entwickeln, was wenig mit Clubs und Organisationen zu tun hat. Die sind oft so dogmatisch wie die Religionen, gegen die sie sich wenden. Ich versuche so viel wie möglich über Traditionen und Ideen zu lesen, seien sie vom Pfad zur Linken oder zur rechten Hand.“

Das erklärt sich auch das komplette Zitieren eins biblischen Textes in ‚Genesis 11; 1-9‘. „Es ist Tradition, auf jedem Album einen externen Text in seiner ganzen Glorie zu vertonen. Das Gedicht über „Carcosa“ von Robert W. Chambers war es auf „ Eldritch“, jetzt ist es Babel. Der Text passt zum Konzept des Strebens nach Wissen und Größe und wie das ins Desaster führen kann. In diesem Fall weil ein eifersüchtiger Gott nicht will, dass Menschen den Himmel erreichen.“

 

Text: BTJ

Foto: www.facebook.com/saillemetal