Wie kam es zu dieser Änderung? „Das hat ehrlich gesagt mit Zwang zu tun. Unser früherer Drummer Lazarus ist mit uns in die USA gegangen, um ein paar Gigs zu spielen. Dabei war schon klar, dass er dann ein Uni-Studium beginnen würde und dieses einfach zu viel Zeit kosten würde, sodass er uns nicht mehr helfen kann. Da ich ja schon immer die Drums gespielt habe und dies auch weiterhin auf jedem Album tun werde, war es für die nachfolgende Tour durch Frankreich, die gleich nach den USA-Gigs stattfand, am einfachsten ,wenn ich mich hinter die Drums setzte und Anubis den Frontmann-Job übernahm. Das sollte eigentlich zeitlich begrenzt sein, bis wir einen neuen Drummer gefunden haben. Das hat auch fast geklappt, aber Anubis wurde immer besser, was den Gesang betrifft. Nach ein paar Gigs haben wir dann festgestellt, dass wir eigentlich so weitermachen wollten. Weniger ist mehr.“
Wer eine Reise macht, der hat zumindest etwas zu erzählen … und kommt manchmal mit einem neuen Sänger nach Hause. Dabei haben HETROERTZEN ja auch Erfahrung mit großen Reisen und Veränderungen, schließlich ist die Band vor einigen Jahren von Schweden nach Chile gezogen. Hat sich diese räumliche Veränderung stark auf die Kunst ausgewirkt? „Ja, diese Veränderung betrifft direkt unseren Sound, wenn wir komponieren und produzieren. Auch wenn es im Süden Chiles wirklich sehr schöne Landschaften gibt, wird es schwieriger, jedes Mal da hinzugehen, wenn wir ein neues Album aufnehmen. Hier in Schweden sind wir von wunderschöner Natur und Energie umgeben, die uns helfen, wenn wir etwas Kreatives erschaffen. Es fühlt sich hier so an, als wäre alles einfacher zu bekommen, und die Dinge haben sich schlicht auch in vielen Hinsichten vereinfacht. In Chile muss man manchmal sehr weite Strecken auf sich nehmen, um ein Album aufzunehmen, Menschen zu treffen, eine gute Distribution zu erhalten, live zu spielen, et cetera. Aber hier hat man das Gefühl, dass fast alles am richtigen Platz ist. Alles was man braucht, ist gleich da oder zumindest in der Nähe. Das gilt für schöne Wälder bis hin zum Flughafen.“
Für das neue Album „Uprising Of The Fallen“ sind übrigens noch zwei weitere Änderungen wichtig, eine davon betrifft direkt den Sound, die andere den Bekanntheitsgrad von HETROERTZEN. Black Metal-Fans ist Kark von Dødsengel sicherlich ein Begriff. Der Norweger hat auf dem letzten HETROERTZEN-Album „Ain Soph Aur“ schon ein paar Gastvocals beigesteuert, aber dieses Mal hat er das Mastering für „Uprising Of The Fallen“ übernommen: „Nun, ich mag grundsätzlich den Sound seiner Band. Außerdem ist er ein guter Freund von uns, und wir haben ja schon zusammengearbeitet, wie zum Beispiel auf der Split-„Capax Infiniti“. Wir sind auch mit Dødsengel gemeinsam auf der Bühne gestanden, und dann gab es noch seine majestätischen Vocals auf ,Endless Light‘. Bei „Uprising Of The Fallen“ habe ich mich um die Produktion gekümmert. Aber ich wollte eine neue Hand für das Mastering ausprobieren. Dazu musste ich aber Vertrauen in die Person haben, die diesen Job für mich übernimmt. Es war nicht schwer, Kark auszuwählen. Er hat uns schon angeboten, uns beim finalen Schritt zu helfen, und das Resultat hat uns alle glücklich gemacht.“
„Uprising Of The Fallen“ erscheint übrigens via Listenable Records, was sicherlich das größte Label in der Bandgeschichte ist und damit auch den Bekanntheitsgrad der Gruppe erheblich steigern wird. Wird das eine langfristige Kooperation werden? „Wir werden sehen, was als nächstes kommt. Wir haben gerade „Uprising Of The Fallen“ fertigstellt, und das Material an Listenable übergeben. Alles was jetzt passiert, ist für uns eher unberechenbar. Ich meine, wir gehörten immer zum Underground, und ich weiß einfach nicht, was passiert, wenn man zu einem großen Label kommt. Die Idee, unsere Kunst zu bewerben, ist sowohl aufregend als auch angsteinflößend, weil man keine alten und loyalen Fans verlieren will. Aber niemand will auch von neuen Hörerinnen und Hörern gehasst werden. Wir leben in einer riskanten Welt, und das sind halt die Dinge, die getan werden müssen, um einen Kampf, ein Rennen oder eine Beförderung zu gewinnen. Positive Dinge werden passieren, aber wir müssen sie uns verdienen. Wir sind einfach glücklich, dass wir noch härter weiterkämpfen dürfen, aber auch die direkten Resultate dieser Anstrengung sehen.“
Größere Labels führen in der Regel dazu, dass Band häufiger live auftreten – sowohl weil sie die Chance dazu haben, als auch weil die Labels nicht unglücklich darüber sind, wenn die Bands aktiver und sichtbarer sind. Planen HETROERTZEN eine größere Tour in nächster Zeit? „Das wird nur die Zeit zeigen können. Ich weiß nicht, ob größere Touren derzeit geplant sind. Aber sie kommen sicher, und dann, wenn die Zeit reif ist, werden wir unsere Dunkelheit in eure Herzen bringen und euch das Licht zeigen, das sich in der Dunkelheit versteckt. Unabhängig davon, ob ihr uns mögt oder nicht, werdet ihr uns fühlen. Für uns haben Live-Auftritte etwas Zeremonielles, und wir sind glücklich, wenn wir diese Energie mit dem Publikum teilen können. Wir werden dabei nicht unsere rituellen Werkzeuge mitbringen, denn diese Dinge sollten an heiligen Orten bleiben und nicht beschmutzt werden. Aber der Funke wird da sein, und einige Jünger werden das realisieren.“
Text: Jonathan Jancsary
Foto: Von Dark / www.facebook.com/HETROERTZEN