Gehen wir es gleich an: Mitte Oktober spielt ihr eine Headliner-Tour durch Europa. Was können sich die Menschen von euren Shows erwarten? Wie lange werdet ihr spielen? Und wie viele Songs eures neuesten Albums „The Fool“ zockt ihr?
Nun, wir möchten den Menschen etwas für ihr Geld geben, aber wir stehen auch nicht auf überlange Sets. Wenn es nur nach mir ginge, würden wir jeden Nacht 30 Minuten spielen und das Publikum so verlassen, dass sie nach mehr Material betteln. Wir sprechen über dieses Thema sehr viel unter uns. Was ist zu kurz, und was ist zu lang? Es ist ein ewiges Dilemma. Was die Songauswahl betrifft: Das Einzige, das ich garantieren kann, ist, dass wir jede Nacht den Song ,The Hanged Man‘ spielen. Ich spreche da für jeden von uns, wenn ich das sage – es ist einfach einer unserer Lieblingssongs.
Ihr spielt drei Gigs in Deutschland, und zwar in Düsseldorf, Stuttgart und Oberhausen. Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr bislang nur einmal in Deutschland gespielt, und zwar auf einem kleinen Festival. Stimmt das? Und wart ihr schon einmal mit anderen Bands in Deutschland? Was erwartet ihr euch von den deutschen Fans?
Vor vielen Monden waren wir in einer Band, die bei dem Label Scene Police unter Vertrag stand. Besagtes Label hatte den Hauptsitz in Bonn, und deshalb haben wir damals viel in Deutschland gespielt. Ich erinnere mich, dass diese Deutschland-Touren echte Highlights für uns waren. Das Publikum und die Organisatoren waren einfach super, wenn man sie mit jenen in unserem Heimatland verglich. Was OHHMS betrifft, so haben wir 2015 eine kurze Tour mit einer deutschen Band namens The Moth gemacht, und wir haben uns in eine Show reingeschmuggelt, als wir in Frankfurt waren. Damals haben wir vor 30 Leuten in einem kleinen Raum gespielt, wo wirklich nicht mehr viel mehr Menschen reingepasst hätten. Das war eine super Nacht … aber sonst hast du Recht. Aus irgendwelchen Gründen wird Deutschland bei unseren Touren immer ausgelassen. Das macht mich zwar traurig, aber gleichzeitig auch aufgeregt, wenn ich an die kommende Tour denke.
Bleiben wir kurz bei dem Thema: Ist es schwierig für eine Band aus England auf dem Kontinent, und spezifisch in Deutschland, Aufmerksamkeit zu erhalten? Oder gibt es solche Grenzen dank des Internets eigentlich gar nicht mehr?
Als DIY-Band ist es mit Sicherheit härter. Der einzige Weg, um sich wirklich einen Namen zu machen, ist jener, hinauszugehen und zu spielen. Das Internet kann dir natürlich helfen, aber wenn deine Band gut ist und du dir wirklich Mühe gibst, dann wirst du für gewöhnlich auch aufsteigen. Aber wir sind keine DIY-Band mehr, und wir haben uns bewusst dafür entschieden. Als angefangen wurde, unsere Musik im Radio zu spielen, und als Magazine uns interviewen wollten, da haben wir aktiv ein Management und Booking-Partner gesucht, weil die Arbeitslast für uns einfach zu groß wurde. Das hätten wir nicht mehr geschafft, vor allem weil wir ja wachsen wollten. Und ich muss zugeben, dass unsere Partner bislang wirklich sehr gute Arbeit geleistet haben.
Wenn ich richtig informiert bin, bringt ihr keine Supportbands mit. Spielen vor euch dann lokale Bands? Und gibt es einen spezifischen Grund dafür, dass ihr keine Band aus England mitbringt?
Nein, dafür gibt es eigentlich keinen spezifischen Grund. Wir hatten ursprünglich eine Band aus England als Support im Sinn, aber sie musste im letzten Moment aus persönlichen Gründen absagen. Deshalb haben wir uns entschieden, uns alleine auf den Weg zu machen, anstatt die Tour abzusagen. So konnten wir uns auch ein paar lokale Supports aussuchen, was sehr viel Spaß gemacht hat.
Ich habe mir gerade die Videos von eurem Bloodstock-Gig angeschaut und war von der Größe des Publikums beeindruckt. Da kamen echt viele Menschen. Habt ihr solch eine Reaktion erwartet? Und wo spielt ihr lieber – in kleinen, intimen Clubs oder auf großen Festivals?
Das war tatsächlich bis jetzt unser größtes Publikum, da waren 3.500 Menschen. Wir hatten ziemliches Glück, auf so vielen Festivals auftreten und vor so vielen Menschen spielen zu dürfen. Aber wir wissen nie, was wir erwarten sollen. In England kennen viele unsere Alben, das ist eine ganz andere Herausforderung, wenn man live spielt, als wenn die Menschen einen noch nie gehört haben. Deshalb mag ich ehrlicherweise beide Situationen – kleine Clubs und riesige Festivals. Wenn das Publikum und die Band sich Mühe geben, dann wird man immer einen super Vibe spüren.
Abgesehen von den Sommerfestivals habt ihr kürzlich auch eine Tour mit Hark gespielt. Wie ist diese für euch gelaufen? Wie war es, mit den Jungs aus Swansea auf Tour zu sein?
Das war natürlich ein großer Spaß. Der Tourzyklus zu „The Fool“ hat auch drei Touren durch England inkludiert. Die erste Tour haben wir mit einer großartigen Band namens Mammoth Weed Wizard Bastard gemacht und dann sind wir auf zwei geteilte Headliner-Touren mit Hark und mit Bossk gegangen. Wir haben da großartige Freundschaften geschlossen, und wir konnten unsere Songs vielen Menschen präsentieren. Da ist wirklich ein Traum wahr geworden.
Was können wir von OHHMS in Zukunft erwarten? Auf Facebook heißt es, dass ihr bereits an eurem zweiten Album schreibt? Ist das korrekt? Und wenn ja, wann kommt es?
Ja, das stimmt. Wir sind momentan unglaublich kreativ. Wir haben Musik in uns, die einfach raus muss. Also ja, wir haben schon damit angefangen, das neue Albumkonzept und die ersten Songs zusammenzustellen. Es klingt schon sehr gut. Es wird Euch sicher umhauen.
Was die Live-Gigs betrifft: Gibt es nach eurer Headliner-Tour nochmal eine Tour, die euch auf den Kontinent bringt?
Ich glaube schon ja, aber wer weiß schon, wo wir da genau landen werden?
Letzte Frage: Was für Bücher liegen momentan auf Deinem Nachtkästchen?
Ich habe gerade ein Buch über das Label Rough Trade angefangen zu lesen. Es nennt sich „Document & Eyewitness: An Intimate History of Rough Trade“ und kommt von Neil Taylor. Ich habe bislang 100 Seiten gelesen, und es ist großartig. Es gibt da drin viel Tratsch über eines der besten unabhängigen Labels unserer Zeit. Ich lese für gewöhnlich alles, was ich in die Hände bekomme – das reicht von beschissenen Horrorgeschichten bis hin zu veröffentlichten wissenschaftlichen Artikeln über die neuesten GMO-Technologien und medizinische Fachstudien. Es gibt da irgendwie kein System. Ich liebe es einfach, zu lesen.
ENGLISH VERSION:
On the 14th of October the Sludge/Post-Metal guys from OHHMS will begin their headliner-tour through Europe. Of course the guys from England will also hit Germany during this tour. We talked with vocalist Paul Waller about what we can expect from their coming gigs.
Let’s get right to it: During the middle of October you will play a headliner-tour through Europe. What can people expect from your shows? How long are you going to play? And how many songs of your latest album “The Fool” will be included in your set list?
Well, we like to give people value for money, but also hate overlong sets. If I had my way we would play for 30 minutes every night and leave the crowd salivating and wanting more. We talk about this amongst ourselves A LOT. What is too short & what is too long? It's the eternal dilemma. As for the song choice: the only track I can guarantee that we will play each night is 'The Hanged Man', I speak for us all here. .. it's our favourite song to play.
You will play three shows in Germany – namely in Düsseldorf, Stuttgart, and Oberhausen. As far as I know you haven’t played in Germany with OHHMS before, except for one festival. Is that correct? Have you been there with other bands of yours? What do you expect from your German fans and the audience in general?
Many moons ago a couple of us were in a band on a German record label called Scene Police who were based in Bonn and we played Germany a great number of times because of this. I remember that those German tours were the true highlights for us. The crowds and promotors were simply incredible compared to those back at home in England. As for OHHMS: back in 2015 we did a short tour with a great German band called The Moth and we snuck in one German show on the trip in Frankfurt. There we played in front of around 30 people in a room that couldn't hold much more. That was an awesome night ... but you are correct, for some reason Germany is often left off our touring schedule. That makes me sad but very excited about the upcoming dates
Shortly staying with this topic: Is it difficult for you as a band from the United Kingdom to draw attention to your music on the continent and specifically in Germany? Or have these boarders completely disappeared thanks to internet et cetera?
As a DIY-band it certainly is harder. The only way to really make a name for yourself is to get out there and play. The internet can help of course but if your band is good and you put the effort in then you will usually come out on top. But we are no longer a DIY band and we choose not to be. When we began to get picked up on the radio and had magazines wanting to feature us in the UK, we actively sought out management and booking agents as the workload became just too much for us to handle if we wanted to continue to grow. I have to admit, so far our representatives have been awesome partners.
If I can see it correctly, you are not bringing any support-band with you. Will you rely on local support bands? And is there a special reason why you didn’t team up with another band, perhaps also from the United Kingdom?
There is no special reason why we did it this way. We did initially did have another band we were going out with, but they dropped out for personal reasons at the last minute. So we decided to go out alone rather than cancel the tour. We got to hand pick a lot of the supports though which has been great fun to do.
I just watched the live-videos from your recent Bloodstock-gig and was amazed by the size of your crowd; a lot of people came to see you. Did you expect such a response? And what do you in general like better – small and intimate clubs or big festival shows?
That was our biggest audience to date, around 3,500 people. We are quite lucky to have played on many great festival bills and in front of lots of people, but we never know what to expect. In the UK we have people that know our back catalogue back to front which brings a completely different challenge for us compared to those that have not heard of us before. Honestly, I like both scenarios – small club shows and massive festivals. As long as both audience and band give a shit you will end up with amazing vibes.
Apart from summer festivals you also played a tour recently with Hark, if I am not mistaken. How did that go for you? And how was it to be on tour with the guys from Swansea?
That was great fun of course. The tour cycle for “The Fool” has included three tours around the UK. The first was with an awesome band called Mammoth Weed Wizard Bastard and then we went out on two short joint headline tours, one with Hark and one with Bossk. We have made some great friends along the way and got to play our new songs to so many people. It's a dream come true.
What can we expect from OHHMS in the near future? I read on Facebook that you have already begun writing your second album. Is that correct? And when can we expect it?
Yes we have. We feel utterly creatively inspired at the moment. We have music that simply has to come out of us, so yes, we have begun putting the concept and songs together on the new album. It sounds so, so good so far. You will be blown away.
Concerning the live-gigs: Is there already another tour planned after the one in autumn which will bring you again on the continent?
I think so yes, but who knows where?
Last question: What books are currently lying on your nightstand?
I have just started reading a book on the record label Rough Trade. It is called “Document & Eyewitness: An Intimate History of Rough Trade” by Neil Taylor. I am 100 pages in so far and it is great – lots of gossip on one of the great independent record labels of our time. I tend to read whatever I can get my hands on from crappy horror novels to published scientific papers on the latest GMO technologies and medical studies. There's neither rhyme nor reason to it. I just love to read.