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Russell Crowe als Exorzist – da war doch was? Letztes Jahr trieb der inzwischen etwas füllige „Gladiator“-Star in „The Pope’s Exorcist“ in der spanischen Provinz einem Besessenen die Dämonen aus. Wesentlich länger liegen jedoch die Dreharbeiten zu THE EXORCISM zurück, in dem Russell Crowe zum ersten Mal in die Priesterrobe schlüpfte. Obwohl der Horrorthriller bereits Ende 2019 im Kasten war, konnten Nachdrehs wegen der Covid-19-Pandemie und Terminproblemen der Beteiligten erst 2023 stattfinden, bevor das Material dann Anfang 2024 neu geschnitten wurde. 
Eine lange Zeit – und Regisseur und Co-Autor Joshua John Miller (der als Teenager schon in Genre-Klassikern wie „Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“ zu sehen war) witzelte bei der Premiere am Drehort in Wilmington, North Carolina schon darüber, dass es lange Zeit wirkte, als würde ein Fluch auf diesem Projekt liegen, von dem es zwischenzeitlich so aussah, als ob es niemals fertig werden würde. Doch das Warten hat sich gelohnt: Mit zahlreichen Anspielungen auf den nach wie vor unangefochtenen Genre-Primus „Der Exorzist“ (1973) und ein paar erfrischenden selbstreflexiven Gags ringt THE EXORCISM dem Subgenre neue Aspekte ab. 

Nach dem rätselhaften Tod eines Schauspielers sucht Regisseur Peter (Adam Goldberg) Ersatz für die Rolle des Exorzisten in seinem Horrorfilm „The Georgetown Project“. Trotz einiger Bedenken engagiert er den abgehalfterten Schauspielstar Anthony Miller (Russell Crowe), der nach dem Krebstod seiner Frau dem Alkohol und Drogen verfallen ist und seine Tochter Lee (Ryan Simpkins) als persönliche Assistentin ans Set mitbringt. Während der zähen Dreharbeiten kommt bei Miller eine verdrängte, traumatische Kindheitserinnerung als Messdiener wieder hoch – und zugleich bemerkt Lee bei ihrem Vater beängstigende Veränderungen seines Verhaltens … 

Filmemacher Joshua John Miller ist der Sohn von Jason Miller, der in „Der Exorzist“ (1973) den Jesuitenpater Damien Karras verkörperte, welcher der zwölfjährigen Regan den Teufel austrieb. Doch nicht nur das: Der Plot des Films im Film erinnert ebenso an den einflussreichen Gruselklassiker wie das Set eines dreistöckigen Hauses, welches bereits in den ersten Minuten zu großen Teilen abgelaufen wird. Richtig meta wird es nach etwa 20 Minuten, wenn am ersten Drehtag gegen Flüche oder böse Geister Salbei abgebrannt wird – schließlich will man keine merkwürdigen Unglücke wie beim Dreh von „Poltergeist“ (1981) oder „Das Omen“ (1976) erleben. (Beim von zahlreichen Unglücksfällen überschatteten Dreh wurde u.a. das Flugzeug von Hauptdarsteller Gregory Peck vom Blitz getroffen, und die IRA verübte einen Bombenanschlag auf das Hotel, wo die Crew einquartiert war.) Lee wird außerdem hinter die Kulissen geführt, wo ihr unter anderem eine täuschend echte Gesichtsmaske ihres Vaters entgegenblickt, bevor ein Kurzschluss bei einem animatronischen Kopf klar macht, dass am Set scheinbar doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht ... Lange Zeit bleibt die psychische Konstitution von Anthony in der Schwebe, wenn er eines Nachts schlafwandelt oder mit etlichen Schnittwunden und besoffen im Zimmer seiner Tochter lauert. Betreibt er eine merkwürdige Art von Method Acting, um sich seines Schauspieltalents zu besinnen und seiner dröge heruntergespielten Priester-Rolle doch noch etwas Leidenschaft zu verleihen – oder ist er wirklich von einem Dämon besessen? Mit dieser Frage und diesem doppelbödigen Konzept spielt THE EXORCISM lange. 

Doch auch Fans von ein paar zünftigen Gore-Einlagen kommen auf ihre Kosten: In der letzten halben Stunde des von Russell Crowe als Alkoholwrack solide gespielten Slowburner-Horrorthrillers bricht sich dann ein effektvoller Showdown Bahn. Auch in den Nebenrollen finden sich bekannte Gesichter: Sam Worthington („Avatar“) etwa, der als Anthonys Co-Star allerdings nur wenige Minuten Screentime bekommt.

Lutz GranertTitel: THE EXORCISM
Label: PLAION PICTURES
Land/Jahr: USA 2024
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 99 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht